Nachruf auf Thomas Hamori (27. Oktober 1929 – 5. Februar 2022)
von Felix A. Dorigo, Herausgeber der Werksammlung HamoriVor fast 40 Jahren durfte ich Thomas kennenlernen, einen Menschen mit Charisma, wachem Geist, enormer Schaffenskraft und ausgestattet mit einem grossen Herzen. Thomas war ein begnadeter Musiker und Künstler; sein grosses musikalisch-künstlerisches Verständnis und seine besondere Ästhetik für Formen und Farben hat mich immer wieder aufs Neue berührt und fasziniert. Seit Anfang der 90er Jahre war Thomas auch auf dem Gebiet der bildenden Kunst aktiv. In Analogie zu seinen Bildern verstand Thomas seine Lebensgeschichte als Collage, als Mosaikstück. Sein bewegtes Leben war erfüllt von Kultur, Kunst und Musik.
So hat sich mit den Jahren zwischen Thomas und mir eine intensive musikalische Zusammenarbeit und Freundschaft entwickelt, aus welcher viel Kreatives in Form von Kompositionen, Arrangements und eine Werksammlung von 9 Musikheften entstanden ist. Mit grosser Wertschätzung und Dankbarkeit denke ich heute daran, dass Thomas jederzeit ein offenes Ohr hatte für meine musikalischen Anliegen. Nichts war ihm zu viel, wenn es darum ging die Musik für meine zum Teil verrückten musikalischen Ideen und Projekte bereitzustellen.
Mit Freude erinnere ich mich an das grosse Konzert «Flötenzauber» mit 100 Flötistinnen und Flötisten, 4 Celli und Klavier in der Tonhalle und im Kongresshaus Zürich, an Aufnahmen im Radio-Studio Zürich und an viele andere musikalische Aktivitäten, bei denen die Werke von Thomas aufgeführt wurden.
Bis vier Tage vor seinem Tod hat sich Thomas täglich mit der Musik befasst. Am 5. Februar ist er im 93. Lebensjahr von uns gegangen, aber seine Bilder und seine Musik bleiben.
Geboren in Györ (Ungarn) lebte Thomas Hamori seit 1948 in der Schweiz. Er studierte Klavier, Violoncello, Musiktheorie und Komposition. Entsprechend seiner Vielseitigkeit als Musiker gestaltete sich seine pädagogische Tätigkeit als Musiklehrer, Pianist, Chorleiter und Komponist. Thomas Hamori war Leiter zahlreicher Fortbildungskurse zum Thema Klavierdidaktik, Improvisation, Ensemble-Spiel, südamerikanische Rhythmen, Jazz u.a. und war Gastdozent an der Technischen Universität Budapest. Im Auftrage des Verbandes Zürcher Musikschulen (VZM) war er während zwölf Jahren Ausbildungsleiter für theoretische Fächer. Vorträge an Kongressen wie der European Piano Teachers Association (EPTA) und des Verbandes Musikschulen Schweiz (VMS) rundeten seine Tätigkeit als Referent ab. Er ist ferner Autor einer mehrbändigen Klavierschule, eines Lehrgangs für Improvisation (36 Improvisationsmodelle) und anderer musikpädagogischer Publikationen. Thomas Hamori war Preisträger mehrerer Kompositionswettbewerbe (z.B. 1. Preis Europäische Chorverbände 2002, 1. Preis Kompositionswettbewerb 75 Jahre SMPV Zürich).